Zum 135. Male wurde das Bestehen unseres lieben Kartellbundes, der Erlanger Burschenschaft Frankonia, gefeiert. Für uns Nordlichter war das natürlich wieder ein willkommener Anlass, sich tief in den finsteren Süden vorzuwagen. Denn vor Ort wird man natürlich nach fränkischer Art herzlich empfangen und im vollen Umfang mit bis zu drei warmen Mahlzeiten am Tag bewirtet. Auf einen ausgedehnten Begrüßungsabend inklusive einer langen Gesangsrunde mit traditionsbewussten Liedern, folgte am Tag darauf der ernsthaftere Teil der Feierlichkeiten.
Denn es galt, den gefallenen Studenten der Weltkriege – darunter auch viele Franken – der Erlanger Universität zu gedenken. Herausgeputzt mit den Chargierten voran, begaben wir uns auf den Campus der Universität zum Ehrenmal, das zu diesem Zwecke in der Zwischenkriegszeit errichtet worden war. Das Denkmal wurde leider teilweise von den amerikanischen Besatzern zerstört und in den letzten Jahren ohne Sanierungsmaßnahmen der Verwitterung überlassen, sodass die über 380 in Stein gehauenen Namen kaum mehr zu erkennen sind. Eine Schande, solch einen Ort dermaßen verfallen zu lassen! Umso mehr dürfte es die Vorbeigehenden überrascht haben, als wir dort selbstverständlich die Toten ehrten. Ein Kartellbruder verlas im Rahmen seiner Ansprache den letzten Brief eines Franken, der im Jahre 1917 fiel. Dieser ließ in seinen Schreiben erkennen, dass er im tiefen Glauben, das Richtige zu tun, fallen wird. Man solle ihm keine Träne nachweinen, denn was sei er schon mehr als Blatt an einem Baume, das diesem ewigen großen Ganzen seine Kraft opferte und nach getaner Arbeit schließlich verwelke.
Der Briefeschreiber war zum Zeitpunkt seines Todes kaum älter als wir in unseren jungen Jahren. Es dürften wohl alle Anwesenden tief ergriffen gewesen sein. Wir beendeten das Totengedenken mit dem Lied von guten Kameraden und legten einen Kranz am Denkmal nieder.
Am späten Nachmittag wendete man sich dann aber doch wieder den weltlicheren Dingen zu und wir besuchten in größerer Runde die traditionsfeste Bergkirchweih. Ein Volksfest, im Grunde ähnlich wie unser Dom, bloß dass der Großteil der Besucher Lederhosen oder Dirndl trägt und dabei stets einen Maßkrug in der Hand hält.
Am Abend galt es dann noch, im Verlaufe des Kommerses unser studentisches Brauchtum hochleben zu lassen. Es wurde im Lied- und Wortbeiträgen in gewohnter Weise unserem Vaterland sowie dem Verbindungsstudenten gehuldigt.
Der Ausklang am Sonntag genoss man zusammen mit einer musikalischen Untermalung durch eine Blaskapelle.
Doch nach Schnitzel und Schäufele noch und nöcher sehnt man sich dann aber doch irgendwann wieder zurück nach seinen Krabben- und Fischbrötchen, und so begaben wir uns zurück auf die lange Heimreise.